Gegen
19:15 Uhr trödeln Maik Dornberger und Guido Lucas in der
KOPFPUNK-Redaktion ein – zu diesem Zeitpunkt befinde ich mich
natürlich längst auf dem Stream und habe bereits ein paar
Highlights der 2010er CD „Schwarzbuch Deutscher Postpunk“
gespielt. Der charismatische Sänger des Nürnberger Quartetts ist
etwas angeschlagen, kein Wunder bei dem regnerischen Wetter, kein
Wunder bei der Rumgurkerei: die GENETIKS sind auf Tour und kommen
gerade aus Braunschweig, wo sie mit KLOTZS das Nexus auseinander
genommen haben. Bei Pfefferminztee und Flens führen wir ein sehr
interessantes Interview, welches aber gegen 20 Uhr sein reguläres
Ende findet, da die Band bereits gegen 22:00 Uhr auf der Studiobühne
des BluNoise-Fest loslegen wird. Das hier monatlich stattfindende
Fest ist eine private Gemeinschaftsveranstaltung der Musikstudios
Isobel Music und dem Blubox, die sich am Wetschewell in
Mönchengladbach-Odenkirchen nicht nur die Räumlichkeiten teilen,
sondern sich auch produktionstechnisch gegenseitig unterstützen.
Alle bisherigen Feste wurden auf freiwilliger Spendenbasis
durchgeführt. Dementsprechend familiär und locker ist die
Atmosphäre vor Ort. Alex Gräbeldinger eröffnet den Abend mit
einigen unterhaltsamen Kurzgeschichten seines kürzlich erschienenen
Buches „Letzte Ausfahrt Marilyn“, bevor die GENETIKS den
musikalischen Teil des Abends eröffnen. Schlau von den freiwilligen
Helfern und Machern vor Ort den Raum für diesen Abend etwas
großzügiger aufzuteilen, denn so kommen gut und gerne 60 Leute in
den Genuss, eine der schärfsten deutschsprachigen Postpunk-Bands zu
erleben. Die GENETIKS tragen heute ihr Bonzen-Outfit, passend zum
Titel der aktuellen Tour „Mit Gewalt Gutes tun“. Der Sound ist
sehr gut, man kann sogar die Texte gut verstehen, was bei Konzerten
solcher Größenordnung ja nicht immer selbstverständlich ist. Die
Band reißt ein gnadenlos gutes Set runter und kann das Publikum
begeistern. Im Anschluss bei KOETER sind deutlich weniger Leute im
Raum, was sich irgendwie auch auf den Sound nieder schlägt, was aber
egal ist, da KOETER freudig vom Mönchengladbacher Publikum empfangen
werden: Heimspiel für die Exil-Kölner, gute Laune überall, gutes
Konzert. Gegen Mitternacht sitzt Philip Nußbaum
im roten Sessel und liest ebenfalls Kurzgeschichten, nicht ganz so
lustig wie die seines Vorgängers, sondern deutlich düsterer, was
mir tendenziell aber sogar besser gefällt. Im Thekenbereich sitze
ich noch mit GENETIKS-Sänger Maik und wir quatschen über den
Auftritt und noch anderes. Zum Abschluss spielen MAJMOON ein
erfrischend noisiges Set, laut und treibend, mit Hang zur Melodie und
zur Melodiezerstörung: herrlich! Die Mischung aus Lesung und Musik
machte vom Ablauf total Sinn, in der Summe war mir das aber fast
schon zu viel, eigentlich würden mir zwei Bands + irgendwas anderes
vollkommen reichen. Zur nächsten GENETIKS-VÖ (Mai 2014) habe ich
die Band jedenfalls schon mal direkt eingeladen, die neue Platte auf
jeden Fall bei KOPFPUNK vorzustellen: ich freu mich da schon schon drauf.
Marko
Fellmann