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Die Nordwand meldet sich zurück *REVIEW*

Die 5 Jungs von Nordwand (https://schoenerskins.de/) - Schorsch Klunikoff (Mic.), Smirnoff (Guit./Gayboard), Ciroc (Guit./Mic), Absolut Wodka (Bass) und Sadoe Becherovka (Drums/Mic) - aus Berlin gibt es nun seit knapp 9 Jahren. Ausgezeichnet haben sie sich durch ihre Provokanten Texte und einer großen Portion Selbsthumor. Ihr Debüt gaben die Satire-Punks mit "Das Pinke Album" und der  „Rock Against Niveau“(RAN) war geboren!
Kurz vor der Veröffentlichung der neuen EP von Nordwand in diesem Jahr durfte ich vorab einmal hineinhören. Immer mehr Bands setzen wieder auf das gute alte Vinyl, so auch Nordwand. "Asozial" ist nicht auf CD produziert, doch auch ohne Plattenspieler, muss nicht auf die neue Scheibe verzichtet werden. Im Inlay ist ein Downloadlink, so dass auch eine mp3 Version heruntergeladen werden kann. Folgende Songs findet ihr auf der Platte:
A Seite
- Asozial
- Hubertustropfen
- Schieß sie tot
- ´ne Mauer
B Seite
- Wir
- Dr. Kacke
- Mehr als nur ein Ort

Mit gewohnter Kodderschnauze und ganz viel "Rock Against Niveau", haben sich die Jungs ja schon mit "Mehr als nur ein Ort" im Sommer, mit einem Video bei uns gemeldet, um einen kleinen Vorgeschmack zu geben. Fans und Liebhaber der großartigen Nordwand, das Warten hat bald ein Ende.  
Zwischenzeitlich (bei "ne Mauer" und "Mehr als nur ein Ort"), hat man das Gefühl, dass hier das Wahlprogramm von der Partei "DIE PARTEI" in musikalische Form gepresst wurde. Ich für meinen Teil bin kein Fan von dieser Partei, kann dennoch darüber hinweg schauen. Eingängige Melodien mit Ohrwurmcharakter, aber nicht langweilig, die man vielleicht das eine oder andere mal nicht so ganz ernst und "mit einer gesunden Portion Humor" nehmen sollte. Generell ist wohl zu sagen, hier wird nicht um den heißen Brei geredet und Überspitzung wird auf höchstem Level angewendet. Unterstrichen wird das ganze durch den Gebrauch des Imperativs im Song "Schießt sie tot"  und eine Prise Zynismus. Aufgrund dessen ist die LP eher für das Abendprogramm geeignet. Stilistisch,  finden sich leider kaum gewohnte Mittel der Satire in den Texten und es ist abzuwarten ob diese dann in anderer Form bei ihren Auftritten umgesetzt wird.
Mit dem Song "Wir" wird sich ganz klar positioniert und von faschistischem Gedankengut abgegrenzt. Dies ist für die Fans von "Nordwand" selbstredend. Es hebt noch einmal hervor, dass die Jungs sich nicht in eine Schublade stecken lassen wollen. Mit dem Refrain, "eure Musik wird unsre Macht" zeigen sie  den sprichwörtlichen Mittelfinger. So kennen und lieben wir die Nordwand - Melodien neu verpackt in provokante und satirische Texte. Getreu dem Motto wir schlagen sie mit ihren eigenen Waffen.
Mit dem Titel gebendem Stück der EP "Asozial" wurde ein Text vertont, der vor Ambivalenz nur so strotzt. Als ob man sich nicht einig ist, ob der exzessive Alkoholkonsum etwas Gutes oder Schlechtes ist. Eine Glorifizierung im betrunkenen Zustand, bei der nur die Ernüchterung kommt, ist man doch mal nüchtern. Mit dem Refrain "Denn du bist nicht wie sie, und warst es nie, denn du hast ein Ideal: asozial, asozial" wird sich abgegrenzt, ohne genau da rauf einzugehen wer "sie" sind. Doch man fragt sich die ganze Zeit: ist das gut oder schlecht? Was mich zu den Schluss gebracht hat, der Text ist auf den zweiten Blick tiefgründiger als es den Anschein macht und lässt viel Raum für Interpretationen.
Mein persönlicher Favorit auf der EP ist die Hommage an Dr. Kacke - gehört und geliebt! Einfach klasse, wie oft man das Wort „Kacke“ nutzen kann, ohne dass es langweilig wird. Eine rhetorische Perle die besonders hervorsticht. Mir drängt sich die Frage auf, ob die Muse beim Schauen von Southpark (Staffel5 Folge1) ihre Küsse verteilt hat.
Als Fazit ist zu sagen, etwas anders als gewohnt, dennoch eine Platte, die es sich lohnt zu kaufen.